Die Argumente zwischen Befürwortern und Gegnern sind weitestgehend ausgetauscht. Die Befürworter möchten die Westumgehung, damit es zu wirtschaftlichem Aufschwung in Main-Spessart kommen möge. Eine Begründung, wie es angesichts der seit Jahren herrschenden Rahmenbedingungen dazu kommen sollte, bleiben sie schuldig.
Um den Bau der B26n schön zu reden, wird oft mit Arbeitsplätzen argumentiert. Fakt jedoch ist, daß in Main-Spessart im Verlauf der Jahre 1999-2008 die absoluten Arbeitslosenzahlen zwischen 1596 und 5460 geschwankt haben. Im Durchschnitt dieser Jahre waren 3243 Personen arbeitslos; im Dezember vergangenen Jahres waren es 1831 Personen (siehe Abbildung Arbeitslosigkeit-in-Main-Spessart).
Somit besteht ein rein rechnerisches Potential, 3243 Personen zusätzlich in Arbeit zu bringen. Aus verschiedenen Gründen ist diese Zahl viel zu hoch gegriffen, dennoch soll sie jetzt genutzt werden. Die Kosten der B26n werden mit ca. 380 Millionen veranschlagt. Dies stellt vermutlich eher die Untergrenze der zu erwartenden Kosten dar. Nimmt man dies alles zusammen, so läßt sich das Argument der Befürworter wie folgt zusammenfassen: Sie möchten neue Arbeitsplätze mit 117.175,5 Euro pro Stück schaffen: ein teurer Spaß – wenn man bedenkt, daß dieser Wert viel zu niedrig angesetzt ist!
Freilich ist zu bedenken, daß Main-Spessart sich zu einer Boom-Region entwickeln könnte. Dabei ist jedoch zu beachten, daß die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter im Verlauf der nächsten Jahrzehnte schrumpft: im besten Fall um ca. 10 Prozent, im schlechtesten Fall um 16 Prozent (eigene Berechnungen, siehe auch Abbildung Personen-im-erwerbsfähigen-Alter).
Daß es in Main-Spessart wegen einer Autobahn, die die Lebensqualität der Main-Spessarter mindert, zu einem Zustrom an Arbeitskräften kommt, ist eher unwahrscheinlich. Denn Städte werden gegenüber ländlichen Gebieten eher bevorzugt. Damit ist auch das Argument hinfällig, daß es durch die Autobahn zu einem wirtschaftlichen Aufschwung kommen würde. Dazu gibt es viel zu viele andere Regionen, die verkehrstechnisch gut erschlossen sind und über verfügbare und gut qualifizierte Arbeitskräfte verfügen.
Insbesondere im Raum Würzburg ist das Argument zu hören, die B26n würde zu einer Entlastung der Würzburger Bevölkerung führen. Selbst wenn dies stimmen würde, so kommt es der Anwendung des Sankt-Florian-Prinzips gleich:
„Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an!“
Die Main-Spessarter werden es den Würzburgern danken.
Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, daß eine Bundesstraße geplant, aber eine Autobahn gebaut werden soll. Mit Lug und Trug wird gearbeitet – warum nur? Hier lassen sich nur Vermutungen anstellen. Vermutlich könnten die Auflagen, die bei dem Bau einer Autobahn gestellt werden, gar nicht eingehalten werden. Die FDP Main-Spessart fordert hiermit die zuständigen Ministerien und Behörden auf, die Gesetze zu beachten. Es ist traurig genug, diese Forderung in einem Rechtsstaat aufstellen zu müssen.
Hinweis:
Die Abbildungen wurden von Reiner Hellbrück auf der Datengrundlage der Bundesagentur für Arbeit und des Statistischen Bundesamtes erstellt.