6. Juli 2009

Einweisungsschleuse eröffnet

Der Kreis Main-Spessart hat seine erste Einweisungsschleuse. Ähnlich wie auf dem Main, wo Schiffe eingeschleust werden, um bei einer Fahrt flußaufwärts auf eine höheres Niveau gehoben zu werden, werden Medizinische Versorgungszentren (MVZen), die von Krankenhäusern betrieben werden, genutzt, um Patienten bei Bedarf in höhere Stufen der medizinischen Versorgung lenken zu können.

Das hat das Klinikum Main-Spessart offensichtlich auch dringend nötig. Seit Jahren schreibt die gynäkologische Abteilung in Karlstadt rote Zahlen. Denn die Belegungszahlen von ca. 300 pro Jahr sind viel zu gering, um die anfallenden Kosten zu decken. So wundert es nicht, daß in Marktheidenfeld ein MVZ mit Frauenheilkunde eröffnet wurde.

Die Neurologie wurde vor einigen Jahren von dem Bezirkskrankenhaus an das Klinikum Main-Spessart verlegt – ein teures Projekt. Üblicherweise gehört die Neurologie zu den Bereichen, die schwer zu kalkulieren sind. Auch hier wundert es nicht, daß der Kreis ein MVZ mit zweitem Schwerpunkt Neurologie gründet.

Aus Sicht des Klinikums Main-Spessart sind die MVZen eine segensreiche Einrichtung. Sind die tatsächlichen Belegungszahlen in Gynäkologie oder Neurologie niedriger als die geplanten, so erfolgt eine freundliche Mitteilung an das MVZ, die Überweisungen in das Klinikum zu erhöhen. Teilt ein „besorgter“ Arzt des MVZ einem Patienten mit, eine zusätzliche Untersuchung im Krankenhaus sei nötig, so wird kaum jemand widersprechen.

Aus der Perspektive der Bevölkerung steigt die Wahrscheinlichkeit unnötiger Krankenhauseinweisungen, wenn statt niedergelassener freier Ärzte, medizinische Versorgungsketten aufgesucht werden. Zudem entsteht ein Verdrängungseffekt: es lohnt sich für frei praktizierende Ärzte immer weniger, sich in der Region niederzulassen, wenn bereits Medizinische Versorgungszentren vorhanden sind. Für uns alle bedeutet dies, daß wir mehr und mehr monopolistische Versorgungsstrukturen erhalten.

Was heißt das konkret? Ist ein Patient mit seiner medizinischen Versorgung unzufrieden, so kann er augenblicklich einfach zu einem anderen Anbieter wechseln. Gibt es nur noch wenige Anbieter, so wird es immer schwieriger, den Arzt seines Vertrauens zu finden.

Zudem stellt sich die Frage, ob der Kreistag getäuscht wurde. Mitnichten wurde die Praxis Kiehl in Marktheidenfeld übernommen, um diesen Kassenarztsitz in Main-Spessart zu halten. Denn in der Samstagsausgabe der Main-Post vom 4. Juli 2009, Seite 28 ist zu lesen:

„Die Richtigstellung ist aus unserer Sicht (das sind die Ärzte Bittkau und Städt, R.H.) medizinisch dringend geboten, … denn es könnte der falsche Eindruck entstehen, durch die rein nominelle Übernahme der Psyhiatrie-Praxis Kiehl wäre deren Aufgabenbereich mit übernommen worden. … Dies trifft leider nicht zu, obwohl dies einer der vorgebrachten Gründe für die MVZ-Gründung war!“

Welches Spiel wird da von wem gespielt?

Hinweis:
Siehe auch http://www.mainpost.de/lokales/main-spessart/MVZ-Hilfe-fuer-psychisch-Erkrankte;art776,5196172. Hier findet sich die Reaktion auf die Pressemeldung der Ärzte Bittkau und Städt.


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